Geringe Sanierungsraten, hohe Kosten und hohe Förderbedarfe treiben die Akteure der Dekarbonisierung von Bestandsgebäudebeständen um. Immer mehr wird offensichtlich: So wie wir bisher im Bereich Neubau und Modernisierung von Gebäuden agiert haben und noch handeln, kann es nicht weitergehen. Wir können uns das in vielerlei Hinsicht nicht mehr leisten. Der Standardreflex, noch mehr Förderung einzufordern, verfängt allein nicht mehr. Dauerhaft ist das keine nachhaltige Lösung. Und technologische Innovationen allein werden uns auch nicht retten. Vielmehr sind alle an den entsprechenden Prozessen beteiligten Akteure – Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Hersteller, Lösungsanbieter und beratende Institutionen – gefordert, in unternehmerischer Weise neue Wege zu gehen. Kräftebündeln ist angesagt. Basierend auf dem Prinzip „Gemeinsam sind wir stark“ kann es nicht nur um ein bisschen mehr Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch gehen. Für substanzielle Verbesserungen sind neue Wertschöpfungsstrukturen und -netzwerke erforderlich. Wird es richtig gemacht, können greifbare Vorteile für alle Beteiligten entstehen.
Blick in den Maschinenraum der Dekarbonisierung
Es stockt im Markt. Ein plakatives Beispiel ist der Markt für Wärmeerzeugungsanlagen. Von 2022 bis Ende 2023 sind die Preise für Wärmepumpen in allen Marktsegmenten deutlich gestiegen. Parallel dazu bricht der Absatz für Wärmeerzeuger in starkem Maße ein. Die Ursachen sind vielfältig und Herausforderungen bestehen nicht nur bei Wärmepumpen, sondern in nahezu allen Bereichen der Bauwirtschaft. Es zeichnen sich archetypische Schwierigkeiten ab. Und das sowohl auf der Seite der Wohnungs- und Immobilienunternehmen als auch auf der Seite der verschiedensten Anbieter. Für Wohnungs- und Immobilienunternehmen ist eine Markt- und Angebotstransparenz sehr wichtig. Vor allem in Bezug auf innovative Lösungen besteht jedoch eine relative Markt- und Angebotsintransparenz: Mehr als zehn relevante Anbieter nachhaltiger Heizungssysteme, mehr als 15 relevante Anbieter serieller Sanierung, mehr als 20 relevante Anbieter digitaler Effizienz- und Betriebsoptimierungslösungen, et cetera – und alle mit unterschiedlichen Angeboten, Leistungsumfängen, Preismodellen sowie hoher Entwicklungsdynamik. Hier Transparenz und Planungssicherheit herzustellen, ist – vor dem Hintergrund hoher Planungs- und Umsetzungskomplexität und geringer Verbindlichkeit unter anderem bei der kommunalen Wärmeplanung – oftmals nur unter sehr hohem Aufwand möglich.
Insbesondere bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen kommen noch geringe Mengengerüste und eine geringe Marktmacht erschwerend hinzu. Den Überblick zu behalten, erfordert von Wohnungs- und Immobilienunternehmen hohen Einsatz. Doch auch die Anbieter von Dekarbonisierungsleistungen haben mit Erschwernissen zu kämpfen. Dazu zählen unter anderem ein hoher Aufwand für die Beratung von Kunden und die Erstellung von Angeboten mit vielfältigen Abstimmungs- und Iterationsrunden, zum Teil substantielle zeitliche Verschiebungen von Sanierungsprojekten und die Kleinteiligkeit des Geschäfts. War es in der Vergangenheit noch vergleichsweise einfach, für ein Gebäude oder für ein Quartier einen passenden Gaskessel auszuwählen, ist dies bei einem zeitgemäßen Wärmepumpen-Hybridsystem mit einem Gas-Spitzenlastkessel, mit einer Kopplung von Photovoltaikanlage und Elektroladesäulen sowie mit energiewirtschaftlicher Gesamtoptimierung alles andere als trivial.
Vertriebsaktivitäten sind für Anbieter um ein Vielfaches planungs- und beratungsintensiver sowie zeitaufwendiger geworden. Die Abbildung 1 unten zeigt schematisch die aktuell dominierende Marktstruktur. Diese ist gekennzeichnet von Marktintransparenz, fragmentierter Leistungserbringung durch vielfältige Akteure, Schnittstellen, Prozessineffizienzen und zum Teil widersprechenden Interessen verschiedener Akteure, beispielsweise in Bezug auf Nachtragsmanagement. In starkem Maße greift das Produktivitätsdilemma: Kaum ein Teilnehmer entlang der Wertschöpfungsketten steigert seinen Ertrag durch Produktivitätssteigerung. Häufig ist es gerade andersherum. Ineffiziente Prozesse ermöglichen Ertragssteigerung. In der Konsequenz bleibt alles, wie es war. Was wäre, wenn nicht jedes Wohnungsunternehmen für sich alleine fünf oder zehn Wärmepumpen pro Jahr am Markt nachfragt, sondern mehrere Unternehmen gebündelt 100 oder 200 Stück? Was wäre, wenn auf diese Weise auch kleinere Unternehmen einen Service wie größere erhielten? Was wäre, wenn man dadurch auch die Abstimmungsbedarfe mit den Anbietern reduzieren könnte? Was wäre, wenn Wissen unternehmensübergreifend zur Verfügung stünde und ein Marktüberblick mit Preisindikationen oder Förderhinweisen existieren würde? Können also neue Formen unternehmensübergreifender Zusammenarbeit weiterhelfen?
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